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Impulse und Gedanken

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An dieser Stelle finden Sie die Impulse von 2020!

Allerheiligen

Diese teilrenovierten Fenster in der Leipziger Peterskirche faszinieren mich schon seit einigen Jahren. Welche Heiligen mögen hier wohl dargestellt gewesen sein, so ist vielleicht Ihre erste Frage.

Doch spannender ist – und dazu lade ich Sie ein – einmal zu überlegen: Wen sähe ich dort gerne dargestellt? Und dabei meine ich nicht eine*n offiziell von der Kirche heiliggesprochenen Menschen. Welche Frau / welchen Mann würden Sie dort gerne dargestellt sehen, weil er / sie Ihnen zum Vorbild im Glauben oder im Handeln geworden ist.

 

Und was, wenn ich selbst dort dargestellt wäre? Völlig abwegig?

 

Nun, das heutige Fest Allerheiligen ist ein guter Anlass, einmal das eigene Leben wieder in den Blick zu nehmen.

Es ist nicht nur ein Tag für herausragende Menschen, wie die großen Heiligen (die man so kennt), z.B. den Heiligen Martin, Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen oder Mutter Teresa! Es ist kein Fest derer, die so besonders und herausragend gelebt haben, dass das doch wohl eher nichts mit unserem so „normalen“ Leben zu tun haben kann.

 

Es ist Festtag und Namenstag aller Getauften. Heilige im Sinne dieses Festes sind alle, die getauft sind. Also gerade auch Menschen, wie Sie und ich. Menschen, die christlich leben wollen, orientiert an Jesus an der Bibel und die doch immer wieder Fehler machen und manchmal auch scheitern. „Heilig“ zu leben ist uns wie eine Art Geschenk in der Taufe anvertraut worden. Wir können es annehmen oder unbeachtet in die Ecke legen. Wir können es aus einer verstaubten Ecke aber auch jederzeit wieder hervorholen. Wir können es öffnen und uns überraschen lassen, was es für unser Leben in der Nachfolge Jesu so alles enthält. Eine Portion Ermutigung, nicht zu verzweifeln auch in schwierigen Zeiten (– vielleicht jetzt, während der Pandemie so dringend gebraucht!) Hoffnung – darauf, dass uns gemeinsam der Weg in die Zukunft gelingen kann. Hoffnung, weil wir als Christ*innen wissen: Auch den Jünger*innen ist es gelungen nach dem Tod Jesu gemeinschaftlich den Glauben zu leben und zu verbreiten. Es gab und gibt ein Leben auch über den Tod (Jesu) hinaus. Gaben, Fähigkeiten, Kreativität und vieles andere lassen sich vielleicht im Taufgeschenk entdecken. Es liegt an jedem / jeder selbst, einzusetzen, was wir in dem Geschenk für eine bessere Welt im Heute und für nachfolgende Generationen finden.

Dieses vielfältige Geschenk zu nutzen, gelingt nicht immer. Auch die bekannten Heiligen sind nicht immer nur zielgerichtet in ihrem Glauben und Handeln gewesen. Sie kannten Zweifel und haben falsche Entscheidungen getroffen.

Doch uns eint das Geschenk, welches uns allen anvertraut ist und das wir an diesem Festtag wieder einmal genauer unter die Lupe nehmen könnten, um zu sehen, was wir vielleicht noch nicht ausgepackt haben, was wir noch nutzen könnten, um der Welt, um den Menschen um uns gerade in diesen schwierigen Zeiten ein wenig mehr Glanz, Hoffnung und Nächstenliebe schenken zu können.

Der biblische Text am heutigen Tage stammt aus der Bergpredigt und macht deutlich, wie das gelingen könnte. Den Verzweifelten in diesen Tagen Mut zusprechen, Trauernden zur Seite stehen und ein wenig Trost oder (zumindest) Halt zu bieten; Frieden stiften, wo die Belastungen des Alltags übergroß werden und ein Streit zu eskalieren droht.

Alles kleine Dinge. Dinge, die Lichtpunkte setzen in dieser Zeit. Nehmen wir den heutigen Tag zum Anlass, unser Handeln wieder auf diese Richtung hin zu justieren. Nehmen wir ihn aber auch zum Anlass, an all jene in Dankbarkeit zu denken und vielleicht auch zu beten, die durch ihr Engagement uns allen helfen, gut in dieser Zeit zurecht zu kommen: von dem/der Entscheidungsträger*in bis zum/zur Verkäufer*in, von dem/der medizinischen Pfleger*in bis zum/zur verwandtschaftlichen Pfleger*in im privaten Haushalt.

Ihnen könnte der Platz in den teilrenovierten Fenstern gelten.

Aber ganz sicher gilt er auch Ihnen und mir immer wieder, wo uns Nachfolge Christi im Guten gelingt!

 

Einen gesegneten Feiertag wünscht Ihnen

Angelika Domdey, Pastoralreferentin Kath. Kirche

 

 

Zum 29. Sonntag im Jahreskreis

Zum 29. Sonntag im Jahreskreis, Matthäus 22, 15-21

Gebt Gott, was Gott gehört

Am vergangenen Sonnabend pilgerten 20 Frauen aus unserem Dekanat auf einem herbstlichen Schöpfungsweg rund um den Spadener See. Die Impulse orientierten sich an dem derzeitigen Aktionsmotto der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd): „Frauen, wem gehört die Welt?“

 

Wem gehört die Welt?

Den Ausbeuter*innen von Rohstoffen oder denjenigen, die nachhaltig produzieren, einkaufen und konsumieren?

 

Den Produzent*innen von one-way Produkten oder jenen, die sich um wiederverwendbare Verpackungen und recycelbare Produkte bemühen?

 

Uns Menschen in den Industrienationen oder den Menschen in den vielen Ländern, die Agrarwirtschaft größtenteils auch für den eigenen Bedarf betreiben?

 

Unseren Generationen oder all den Generationen, die noch nach uns auf dieser Erde leben, lieben, lachen und arbeiten wollen?

 

Die Fragen ließen sich beliebig verlängern.

Doch warum all diese Fragen?

 

Zum einen, weil ich zum Nachdenken anregen möchte, so wie die intensiven Impulse vom vergangenen Samstag uns Pilgerinnen wieder einmal motiviert haben, unser Leben und Konsumieren zu überdenken. Und nicht nur zu überdenken, sondern auch wieder einmal bewusster unser Handeln zu beobachten und zu verändern.

 

Zum anderen, weil diese Frage „Wem gehört die Welt?“ sich gut beantworten lässt im Hinblick auf das heutige Evangelium.

Auf die Fangfrage, die die Pharisäer Jesus im heutigen Evangelium stellen, antwortet Jesus:

„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,

und Gott, was Gott gehört!“

Wenn wir auf die Frage: „Wem gehört die Welt?“ - antworten: „Dem Schöpfer. Gott, der/die uns Vater und Mutter ist, gehört die Welt!“

Dann ist es an uns, Gott diese Welt zu „geben“ durch unser fürsorgendes, bewahrendes Handeln. Dann ist es an uns; durch einen rücksichtsvollen Umgang mit den Ressourcen dieser Welt und ein gerechtes (Ver-) teilen der Güter dieser Erde; Gott zu „geben“; was ihm/ihr gehört und was uns anvertraut und geliehen ist; um Zukunft für alle zu gestalten.

 

Geben wir also Gott, was Gott gehört, unsere Welt, in dem wir unser Konsumieren, Handeln und Teilen immer wieder neu überdenken und uns neu ausrichten.

 

Eine gute neue Herbstwoche wünscht Ihnen,

Angelika Domdey

PS weitere Eindrücke des Pilgerweges finden

Sie auf: www.dekanat-bremerhaven.de/

Besondere Seelsorge/frauenseelsorge

Zum 04. Oktober

ENGEL – TAGE

Manchmal

wünsche ich,

ein Engel käme

und nähme mich in die Arme,

wenn alle anderen

mir die kalte Schulter zeigen.

 

Manchmal

wünsche ich,

ein gutes Wort

dringt an mein Ohr,

wenn die schlimmen Nachrichten

meine Seele lähmen.

 

Manchmal

wünsche ich,

einen freundlichen Blick,

der mir begegnet,

wenn Blicke mich schneiden

und wir aneinander erstarren.

 

Manchmal  

wünsche ich mir

einen Engel,

der mich an die Hand nimmt

und mit einem Händedruck

mich spüren lässt:

Ich bin mit dir

und für dich.

 

 

Engel – in nicht allzu ferner Zukunft haben sie wieder Hochkonjunktur in den Warenhäusern. Gesellschaftlich haben sie ihren festen Platz in der vorweihnachtlichen Zeit.

Für Christen geht es aber nicht um die golden schimmernden Deko-Engel und -Putten der kommenden Wochen.

 

Engel sind fester Bestandteil der Bibel und somit der Grundfesten unseres Glaubens.

Sie spielen eine Rolle im Alten- und Neuen Testament, ohne dass eine eindeutige Klärung ihrer Wesenhaftigkeit zu finden ist. Im Alten Testament sind Engel mitunter auch gleichgesetzt mit Jahwe, Gott.

 

Engel sind vor allem Begleiter des Volkes Gottes bei ihrem Weg durch die Wüste. Sie zeigen den Weg.

Engel sind Beschützer, Überbringer göttlicher Botschaften, sie stellen sich aber auch in den Weg. Zunächst sind sie namenlos, erst später erhalten sie Namen, die uns vor allem von den Erzengeln wie Gabriel, Raphael, Michael usw. geläufig sind.

 

Im neuen Testament gibt vor allem die Stelle im 18 Kapitel des Matthäusevangeliums (18, 1-5,10) einen wichtigen Hinweis zur Bedeutung von „Engeln“ in der nachösterlichen Zeit. Also in der Zeit – bis heute – in der Jesus als Sohn Gottes nicht mehr real fassbar unter den Menschen ist.

 

Die Jünger fragen wer der Größte im Himmelreich ist – und Jesus stellt ein Kind in ihre Mitte. Und er gibt damit einen deutlichen Auftrag der Nachfolge:

Zu werden wie ein Kind, heißt nie zu vergessen, dass ich selbst ebenso schutz- und hilfsbedürftig bin wie ein Kind.

Es bedeutet mir immer wieder zu verdeutlichen, dass es gut ist, Hilfe, Schutz, Unterstützung jedweder Art von anderen anzunehmen.

 

Dieses Beispiel sagt uns aber auch: Das Kleine und die „Kleinen“ in der Welt nicht gering zu achten! Wer auch immer vielleicht vom Leben nicht so verwöhnt wurde, wie ich selber, wer auch immer auf Unterstützung, Trost, ein gutes Wort angewiesen ist – dem kann ich Engel sein.

 

Einander Engel sein – ist ein Buchtitel, der mir wieder einfiel.

Am 2. Oktober feiert die Kirche das Schutzengelfest. Vielleicht ein guter Anlass zu überlegen, wer in meiner Nähe vielleicht gerade „meine Engelsflügel“ gut gebrauchen könnte, dass ich ihn oder sie ein Stückchen mit durch diese Zeiten trage.

 

Einander Engel werden heißt dabei keineswegs perfekt sein zu müssen, wie die folgende Geschichte zeigt! Diese finden Sie in der Datei im Download. Der nächste Impuls erscheint erst am 18.10.2020!

 

26. Sonntag im Jahreskreis

Am vergangenen Freitag, 25.9,. sind weltweit Jugendliche zum Globalen Klimastreik auf die Straße gegangen. Es war das erste Mal, seitdem das Coronavirus zu vielen Einschränkungen geführt hat.

Der Leitgedanke an diesem Tag: KeinGrandWeiter Susanne Kaiser-Eikmeier und ich haben dieses zum Anlass genommen, zu einem Mittagsgebet in Bremerhaven einzuladen.

Ich stelle dieses Gebet -mit Einwilligung von Frau Kaiser-Eikmeier- hier als Sonntagimpuls für Sie zur Verfügung. Das Gebet steht unter dem Leitgedanken „Unsere Erde brennt“.

25. Sonntag im Jahreskreis

„Fair statt mehr“ lautet die Überschrift der diesjährigen Woche des Fairen Handels, die mit Aktionen und Informationen vom 11. - 25.09. begangen wird.

Ist das fair? – so könnten wir angesichts dieses Evangeliums fragen.

Ist das fair, dass alle, unabhängig von der zeitlichen Dauer ihrer Arbeit am Ende des Tages den gleichen Lohn erhalten? Übrigens den vereinbarten Lohn! Was denken Sie?

Ein Denar, das war etwas mehr als das, was man damals für einen Tag zum Leben benötigte.

Heißt: am Ende hatte jede*r gleichermaßen das, was er für den nächsten Tag zum Überleben brauchte.

Noch einmal die Frage: Ist das fair?

Der faire Handel weltweit sorgt genau dafür: Die Familien in den Kooperativen haben eine sichere Einkommensgrundlage, auf der sie ihr Familien ernähren können. Und noch mehr: Die Betriebe des fairen Handels sorgen für Arbeitssicherheit, geregelte Arbeitszeiten, sinnvolle Nutzung der Böden und achten vielerorts auf den Umweltschutz.

Was bei uns in Europa für viele vielleicht selbstverständlich klingt, ist für Menschen weltweit leider immer noch nicht selbstverständlich.

Wenn ich das im Lichte des Evangeliums betrachte, frage ich mich doch: Steht es mir zu, darüber zu murren, dass andere den gleichen Anteil zum Leben erhalten, wie ich, nur weil ich in der sog. Ersten Welt leben kann und mir vieles selbstverständlich scheint. Hatte ich nicht einfach auch Glück in diesem Teil der Erde aufwachsen zu dürfen?

Ist es nicht einfach nur fair, wenn Menschen weltweit den gleichen Anteil an guten „Überlebens-Bedingungen“ für sich wünschen und bekommen?

Ich denke es ist fair! Denn die Welt, ihre Ressourcen und gute Lebensmöglichkeiten für jeden Tag gehören allen Menschen in Nord und Süd, in Ost und West. Womit zugleich die Frage der derzeitigen Aktionswoche der kfd beantwortet wäre: „Frauen, wem gehört die Welt?“ Eben allen Menschen, egal wo sie leben.

Ich kann nicht - wie der Gutsbesitzer im Gleichnis - Menschen anwerben, um sie bei mir gegen Lohn arbeiten zu lassen. Es steht nicht in meiner Macht, weltweit Menschen den gleichen Lohn zum täglichen Leben auszuzahlen.

Aber ich kann ein kleines bisschen dazu beitragen, dass möglichst vielen Menschen diese Gerechtigkeit zu Teil wird, ein sicheres Einkommen für den Lebensunterhalt ihrer Familie für heute und den nächsten Tag. Mein / unser bescheidener Beitrag liegt z.B. im Kauf fair gehandelter Produkte auch wenn sie etwas mehr kosten; sie garantieren aber diese Fairness, von der in dem Gleichnis in Bezug auf das Gottesreich die Rede ist.

Ganz gleich, wo du lebst Mensch, es steht dir wie jedem anderen zu, dein Auskommen zu einem  guten Überleben zu haben! Das ist Gottes Gerechtigkeit, die wir durch unser Handeln schon jetzt in Ansätzen Wirklichkeit werden lassen können.

Mehr lesen:

Interessante und sehr informative Beiträge von Partner*innen des fairen Handels finden Sie in verschiedenen Videos auf der Seite: https://www.faire-woche.de/start                                          A. Domdey, PastRef Dekanat Bremerhaven

24. Sonntag im Jahreskreis

Herzliche Einladung das folgende Lied zu meditieren, zu beten, zu singen und sich zu fragen:

Wem bin ich dankbar für den Schritt zur Versöhnung?

Wer wartet vielleicht gerade auf meine Hand ausgestreckt zur Versöhnung?

 

WIE EIN FEST NACH LANGER TRAUER SONGTEXT

Wie ein Fest nach langer Trauer, Wie ein Feuer in der Nacht. Ein off'nes Tor in einer Mauer, Für die Sonne auf gemacht. Wie ein Brief nach langem Schweigen, Wie ein unverhoffter Gruß. Wie ein Blatt an toten Zweigen Ein-ich-mag-dich-trotzdem-Kuss. So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein. So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih'n. 2x Wie ein Regen in der Wüste, Frischer Tau auf dürrem Land. Heimatklänge für vermisste, Alte Feinde Hand in Hand. Wie ein Schlüssel im Gefängnis, Wie in Seenot - Land in Sicht. Wie ein Weg aus der Bedrängnis Wie ein strahlendes Gesicht. So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein. So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih'n. 2x Wie ein Wort von toten Lippen, Wie ein Blick der Hoffung weckt. Wie ein Licht auf steilen Klippen, Wie ein Erdteil neu entdeckt. Wie der Frühling, wie der der Morgen, Wie ein Lied wie ein Gedicht. Wie das Leben, wie die Liebe, Wie Gott selbst das wahre Licht So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.                    So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih'n. 2x

23. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.

Das Grundgebot der Christen ist mir sehr vertraut und Ihnen vielleicht auch!

Ich lade Sie ein, diesen Sonntag einmal zu nutzen, dieses Gebot zu bedenken, vielleicht bei einem Spaziergang.

Was heißt es für mich persönlich, mich selbst zu lieben?

Worin oder wann zeigt sich, dass ich mich selbst liebe?

 

Vielleicht mögen Sie sich aufschreiben, was Ihnen dazu eingefallen ist!

 

Kann ich das, was für mich gilt, auch auf den Menschen neben mir übertragen?

Kann ich ihr / ihm das Gleiche zugestehen?

 

Und kann ich das auch allen Menschen weltweit zugestehen?

 

Vielleicht nicht ganz einfach, oder doch?

 

 

 

Angelika Domdey, Pastoralreferentin

 

22. Sonntag im Jahreskreis

Gleich wie Leben ist Wein für die Menschen,/ wenn du ihn maßvoll trinkst.

Was ist das Leben, wenn der Wein fehlt? /

Er ist geschaffen zur Heiterkeit des Menschen. (Jesus Sirach 31,27)

 

 

 

Vor einigen Jahren hat der Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) den 4. September als Ökumenischen Schöpfungstag festgelegt.

In jedem Jahr findet seitdem in einer Region die bundesweite Hauptveranstaltung mit einem ökumenischen Gottesdienst statt. Die Vorlage für den Gottesdienst wird in vielen Regionen für eigene Gottesdienste aufgegriffen. Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands unterstützt diese Initiative und regt in diesem Jahr besonders an, „Pilgerwegen der Schöpfung“ zu gehen.

(https://www.oekumene-ack.de/themen/glaubenspraxis/oekumenischer-tag-der-schoepfung/2020/

https://www.kfd-bundesverband.de/schoepfungstag/#:~:text=%C3%96kumenischer%20Sch%C3%B6pfungstag&text=%22(w)einklang%22%20%2D,in%20ihrem%20Umfeld%20zu%20begehen.)

Unter der Überschrift „(w)einklang“, wurde der Gottesdienst für dieses Jahr in der Region Landau, einem Hauptweinanbaugebiet entwickelt.

 

Mit dem Wort lässt sich spielen:

Lässt man das „w“ weg, so ergibt sich mit dem Wort „einklang“ der Gedanke, mit der Schöpfung in Einklang leben zu sollen/wollen. Das heißt auch, unser Handeln nach einem Leben in Einklang mit der Schöpfung auszurichten.

Zugleich verweist es auf das Feiern eines Gottesdienstes im Einklang miteinander, mit den unterschiedlichen christlichen Kirchen.

 

Schreibt man das Wort „WEINklang“ so, schwingt vielleicht die Bedeutung des Weines für uns Menschen mit, die manches zum Klingen bringt: Geselligkeit, laue Sommerabende, edlen Geschmack, Genuss… Der Gedanke an den Genuss eines edlen Weines bringt in vielen Menschen angenehme Gefühle oder Erinnerungen zum Klingen.

 

Aber auch das Wort „weinen“ ist darin zu finden.

Textfeld: Das Ressourcen-Budget für das Jahr 2020 ist aufgebraucht: Bis zum 22. August hat die Menschheit so viel verbraucht, wie die Erde im ganzen Jahr erneuern kann. Im vergangenen Jahr stand der Earth Overshoot Day noch am 29. Juli im Kalender. Dass der Aktionstag in diesem Jahr einige Wochen später stattfindet, ist eine Folge der Corona-Pandemie. (https://www.umweltbundesamt.de/themen/earth-overshoot-day-2020-ressourcenbudget) Schauen wir auf unsere bedrohte Schöpfung – die uns zustehenden Ressourcen für 2020 sind bereits seit dem 22. August verbraucht (siehe Kasten) - dann ist vielen Menschen zum Klagen und Weinen zu Mute.

Beklagenswert ist, dass wir es immer noch nicht – trotz besseren Wissens – in den Griff bekommen, Ressourcen zu bewahren, Konsum zu verringern, der Vernichtung des Regenwaldes – der Lunge unserer Erde – Einhalt zu gebieten.

Am ökumenischen Schöpfungstag werden sich vielleicht viele Menschen für den Erhalt der Schöpfung, für die Eindämmung des Klimawandels und gegen die Ausbeutung der Ressourcen im Gebet an Gott wenden.

Doch das Gebet muss mit dem eigenen Handeln verknüpft sein, wollen wir selbst zum Erhalt dieser Erde für die nachfolgenden Generationen aktiv beitragen.

 

Es ist die Gelegenheit sich wieder einmal selbst zu fragen:

-          Weiß ich woher meine Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden?

-          Schaue ich wenigstens ab und an mal auf die Herstellung meiner Bekleidung und versuche auch hier bewusst(er) zu kaufen?

-          Überdenke ich ab und zu mein Konsumverhalten: Brauche ich das wirkliche?

-          Wie gehe ich mit meinen Lebensmitteln um?

-          ….

Im Buch Levitikus (19,9–10) lesen wir:

Wenn du dein Land aberntest, sollst du nicht alles bis an die Ecken deines Feldes abschneiden, auch nicht Nachlese halten.

Auch sollst du in deinem Weinberg nicht Nachlese halten noch die abgefallenen Beeren auflesen,

sondern dem Armen und Fremdling sollst du es lassen;

ich bin der HERR, euer Gott.

 

Es geht also wohl darum, bei den Gaben der Erde nicht nur an mich zu denken.

Es geht immer wieder darum zu schauen, dass für die anderen etwas übrigbleibt. Es geht um Achtsamkeit im Umgang mit dem, was ich für mich „ernten“ kann und um Achtsamkeit im Umgang mit meinen Mitmenschen, um Rücksichtnahme, um ein Mitdenken für diejenigen, die ärmer sind und auf Teilen angewiesen sind. Es liegt in der Hand einer jeden/eines jeden von uns, unser Handeln immer wieder zu überdenken und zu verändern!

Denn eines ist gewiss: Die Erde ist grundsätzlich gut geschaffen. Die Gaben der Erde können für alle reichen. Die Schöpfung ist dem Menschen gegeben, damit er sie pflege und bewahre und nicht damit er sie ausbeute.

Der Lobpreis aus dem Buch Jesus Sirach (42, 15–25) stimmt auch heute noch:

15 Ich will nun preisen des Herrn Werke und verkünden, was ich gesehen habe. Durch das Wort des Herrn sind seine Werke geworden.

16 Die Sonne blickt auf alle Welt herab und gibt ihr Licht, und des Herrn Werk ist seiner Herrlichkeit voll.

17 Es ist selbst den Engeln des Herrn nicht gegeben, alle seine Wunderwerke zu verkünden, die der allmächtige Herr geschaffen hat, damit das All durch seine Herrlichkeit besteht.

18 Er allein erforscht den Abgrund und das Herz der Menschen und durchschaut, was sie vorhaben.

19 Denn der Höchste weiß alle Dinge und sieht voraus, was geschehen wird.

20 Er verkündet, was vergangen und was zukünftig ist, und offenbart, was verborgen ist; es entgeht ihm kein Gedanke, und nichts ist ihm verborgen.

21 Er hat die Werke seiner Weisheit fest gegründet, wie er selber ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.

22 Man kann sie weder größer noch geringer machen, und er hat keinen Ratgeber nötig.

23 Wie herrlich sind alle seine Werke, obwohl man kaum einen Funken davon erkennen kann.

24 Dies alles lebt und bleibt für immer, und wenn er sie braucht, sind sie alle gehorsam.

25 Es sind immer zwei; eins steht dem andern gegenüber, und dem, was er gemacht hat, fehlt nichts.

 

 

Zwinkernde GesichtskonturEin Tipp? Dazu passt sicher gut ein Glas Federweißer mit einem Stück Flamm- oder Zwiebelkuchen!

 

Haben Sie eine gute neue Woche!

21. Sonntag im Jahreskreis

 

Simon Petrus antwortete: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“

(Mt 16, 16)

 

Auf Augenhöhe mit Petrus und seinem Bekenntnis steht Marta im Johannesevangelium.

Marta sagte zu ihm: „Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ (Joh 11, 27)

***

Eine Frage, die gerne in Sakramentsvorbereitungen gestellt und diskutiert wurde, vielleicht bis heute noch besprochen wird, war: Was bedeutet Jesus für Dein Leben?

 

Ich vermute auch Sie haben sich schon häufiger mal privat oder in Gottesdiensten mit dieser Frage beschäftigt.

Die Antworten, die genannt werden, kommen Ihnen vermutlich vertraut vor: Halt – Liebe – Vorbild – Hoffnung - Trost …Gerne singen wir in Frauengottesdiensten und Andachten das Lied aus Taizé: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke mein Licht…“

 

Doch Jesus fragt die Jünger im heutigen Evangelium nicht: Was bedeute ich den Menschen? Welche Bedeutung habe ich in eurem oder für euer Leben? Er fragt nicht: Was bedeute ich dir Petrus oder – im Johannesevangelium – Was bedeute ich dir Marta?

Jesus fragt: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?

 

Für wen hältst du mich?

 

Diese Frage stellen wir heute in privaten Gesprächen oft noch mit einem Unterton der Entrüstung: Für wen hältst Du mich eigentlich?!?

 

Ja, für wen halte ich Jesus (eigentlich)?

 

Ja, für wen halte ich Jesus, von dem ich so vieles weiß, von dem ich glaube, dass er gelebt hat.

Für wen halte ich ihn?

 

Würde ich, ohne zu zögern sagen: Du bist Gottes Sohn! Du bist der Gesalbte. Du bist es, von dem ich glaube, dass Du wiederkommst am Ende der Zeiten?

 

Große Worte!

 

Jesus fragt ganz konkret: Für wen hältst Du mich?

 

Formulieren Sie doch heute einmal genauso konkret Ihr persönliches Bekenntnis.

Jesus, du bist….

 

Bei der Taufe wurde damals für uns gebetet:
      Der Herr lasse dich heranwachsen,
      und wie er mit dem Ruf "Effata" dem Taubstummen
      die Ohren und den Mund geöffnet hat,
      öffne er auch dir Ohren und Mund,
      dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst
      zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.

 

Mit einem eindeutigen Bekenntnis sind wir – Sie und ich - auch heute, jede*r als Frau und Mann, ein Fels, auf den Christus seine Kirche baut.

 

Mit Petrus und Marta sind uns dazu biblische Vorbilder gegeben, die deutlich machen, dass wir in unserem Bekenntnis auch einmal unsicher sein- und wankelmütig sein dürfen. Es muss nicht immer das erste sein, was wir auf den Lippen haben.

 

Petrus bekennt sich bei der Gefangennahme Jesu nicht eindeutig zu seiner Jüngerschaft von Jesus und für Marta stehen immer erst einmal alltagsnotwendige Dinge im Raum, die sie vor Jesus bringt.

 

Erst in dem Moment, in dem es wirklich darauf ankommt, antworten beide und das klingt dann fast schon selbstverständlich: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“

 

 

Angelika Domdey

Pastoralreferentin

20. Sonntag im Jahreskreis

Als Bild zum heutigen Evangelium habe ich das Labyrinth gewählt.

Das Labyrinth in der Kathedrale von Chartres ist weltberühmt. 

 

Ein Labyrinth ist kein Irrgarten. Der Weg im Labyrinth will nicht verwirren, sondern ganz sicher zur Mitte führen. Nur dieser Weg ist nicht geradlinig. Er fordert immer wieder zu Kehrtwendungen heraus und suggeriert mir mal schon fast am Ziel zu sein, nur um mich wieder an den Rand des Labyrinthes zu führen. Am Ende aber komme ich auf alle Fälle in der Mitte an, habe mein Ziel erreicht, kann mich ausruhen.

Die Begegnung, das Gespräch im heutigen Evangelium zwischen der Kanaanäerin und Jesus ließ in mich an ein Labyrinth denken.

Für mich ist es eine Begebenheit, die mich seit langer Zeit fasziniert und beschäftigt.

Jesus kommt mit seinen Jüngern gerade aus einem Streitgespräch mit den Schriftgelehrten. Es ging wieder einmal um das Einhalten von Gesetzen und um die Frage von rein und unrein. Jesus zieht sich zurück, zurück in das Grenzgebiet der Heiden oder sogar über die Grenze hinaus, das ist nicht ganz eindeutig zu bestimmen.

Da kommt die Kanaanäerin, eine Heidin zu ihm, spricht ihn an, gibt zu erkennen, dass sie in ihm das Besondere erkannt hat. Sie spricht ihn an mit „Herr“, „Sohn Davids“. (V 22) Sie wagt diesen Schritt nicht für sich, sondern für ihre kranke Tochter.

Und Jesus?

Er bleibt einfach stumm.

Der Weg zum Ziel – wenn wir hier an das Labyrinth denken – scheint versperrt.

Die Jünger reagieren genervt von dieser Frau. Frau und Heidin! Schick sie fort.

Jesus sagt daraufhin, er sei nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Wir haben es gerade gehört. Okay, das markiert doch eigentlich das Ende des Weges. Doch die Frau geht weiter. Sie geht nicht zurück, sie glaubt fest – so können wir wohl sagen - an diesen Jesus, an das Heil das er schon an so vielen gewirkt hat. Sie glaubt, dass er ihrer Tochter helfen kann, glaubt dieses Ziel erreichen zu können.

 

Die Kanaanäerin nimmt Jesu Einwand – im Bild des Labyrinths – als nächste Kehre. Sie macht sich klein vor ihm, bittet nun ganz direkt: Herr, hilf mir.

Jesus weist sie zurück, bezeichnet sie in seinem Bild als kleinen Hund.

Eine Degradierung im Gegenüber zu Kindern.

Eine Abwertung gegenüber den Menschen aus dem Volk Israel.

 

Doch die Frau nimmt auch dieses „Hindernis“ auf dem Weg an. Sie greift Jesu Bild auf und argumentiert. Sie will doch nur, dass etwas -von dem verkündeten Heil für die Menschen- für sie, besser noch für ihre Tochter abfällt.

Und mit dieser Argumentation bewirkt sie schließlich, dass auch Jesus nicht einfach stehen bleibt. Auch Jesus nimmt eine „Kehrtwende“. Er sieht ihren unerschütterlichen Glauben. Er sieht, nicht allein die Zugehörigkeit zum Hause Israel, sondern der Glaube zählt. Allen, die Glauben steht das Reich Gottes, das er verkündet offen.

Im Bild des Labyrinths könnte man sagen, beide sind in der Mitte angekommen.

Es ist in vielerlei Hinsicht eine sehr eindrückliche Perikope aus dem Matthäusevangelium. Drei Aspekte möchte ich an dieser Stelle kurz aufzeigen.

Eine Frau unterbricht an dieser Stelle im Evangelium die von Männern dominierte Szene zwischen Jesus, seinen Jüngern und den Pharisäern und Schriftgelehrten. Etwas, was wir schon in der Genealogie am Anfang des Matthäusevangeliums, dem „Buch des Ursprungs Jesu“ (Mt 1,1) finden. Fünf Frauen: Tamar (1,3), Rahab (1,5), Ruth (1,5), Bathseba (die Frau des Urija, 1,6) und Maria unterbrechen die männlich geprägte Generationenabfolge. Im Verlaufe des Evangeliums kommen immer wieder Erwähnungen von Frauen vor, die übliches Handeln unterbrechen, wie Nadja Boeck in einem Artikel zu „Frauen im Matthäusevangelium“ aufgezeigt hat. Das zieht sich hin bis zum Kreuz Jesu, unter dem die Frauen in der Nachfolge Jesu ausgeharrt haben, und bis hin zur ersten Erscheinung des Auferstandenen, die bei Matthäus mit den Frauen vom Grab geschildert wird.

Es ist eine eindrückliche Perikope im Hinblick auf die Verkündigung des Reiches Gottes. Nicht allein den Juden, sondern auch den Heiden, allen, die Glauben, ist das Reich Gottes zugesagt.

Es ist – nicht zuletzt – eine eindrückliche Perikope für unsere Zeit im Zusammenhang mit der Diskussion um die Weihe für Frauen. Andreas Knapp, selbst Priester und Ordensmann hat es in seinem poetischen Text „frauenfragen“ in Bezug auf die Kanaanäerin so formuliert:

„wenn eine frau

jesu sinneswandlung durch ein brotwort wirkte

warum sollten frauen dann

bei der wandlung nicht das brotwort sprechen“

 

Angelika Domdey, Pastoralreferentin

_________

Andreas Knapp zitiert nach: frau und mutter, Kalender 2020, Monat April, kfd-Bundesverband e. V., Düsseldorf, Hg. / den ganzen Text finden Sie auch im Internet unter „Andreas Knapp frauenfragen“

Nadja Boeck, Frauen im Matthäusevangelium – revisited, 2011, http://www.lectio.unibe.ch/11_2/boek_nadja_2011.html

 

 

 

 

19. Sonntag im Jahreskreis

In diesen Wochen werden die sonntäglichen Lesungen fortlaufend aus dem Matthäusevangelium gelesen. So hören wir heute, dass Jesus sich nach der Speisung der vielen Menschen allein auf einen Berg zurückzieht, um zu beten. Jesus sucht die Stille, um ganz bei sich und bei Gott, bei seinem Vater, zu sein.

 

Er schickt die Jünger voraus. Sie sollen schon einmal mit dem Boot an das andere Ufer des Sees fahren. Dort, allein auf dem See, erfahren die Jünger mit voller Wucht das Ausgeliefert sein an Wind und Wellen. Angst ergreift sie, die Angst um ihr Leben.

 

Wir hören ein Ereignis von Jesus und seinen Jüngern, das so bekannt und erschreckend realistisch zugleich ist. Es erinnert mich an die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. Tagtäglich erleben Menschen diese Lebensangst allein in überfüllten Booten und sie können nur hoffen, dass sich ihnen irgendwann eine rettende Hand entgegenstreckt, sich ihnen rechtzeitig ein helfendes Schiff naht.

 

Für viele von uns sind die Ängste dieser Tage weniger konkret, aber sie breiten sich in der Gesellschaft seit vielen Wochen aus. Die Ursachen sind sehr verschieden: Es ist die Angst vom Corona-Virus befallen zu werden, die Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor der ungewissen Zukunft für sich selbst oder jemanden in Familie oder Freundeskreis bis hin zur Angst vor nicht belegbaren Verschwörungstheorien.

 

Was es in dieser Situation zunehmender Angst braucht, ist Vertrauen. Es ist gut zu fragen: Wie habe ich bisher in meinem Leben Zeiten der Angst überwunden? Was oder Wer hat mir geholfen meine Angst zu überwinden? Es ist gut, sich daran zu erinnern. Es sind Ressourcen, auf die ich auch in der jetzigen Situation zurückgreifen kann. Es sind meine eigenen Ressourcen, die dem Über-Leben dienen in stürmischen, in ungewissen Zeiten.

Petrus blickt in seiner höchsten Not auf Jesus. Er vertraut Jesus, geht auf ihn zu, ergreift die Initiative, statt - wie die anderen Jünger - im Boot der Angst zu verharren.

 

Der Glaube, das Vertrauen auf Gott, kann eine solche Kraftquelle für Menschen in diesen Zeiten sein. Wir müssen allerdings auch selbst tätig werden, um sie zu nutzen. Es kann sein im Gebet, im Entzünden einer Kerze, im Zusammenschluss mit anderen in der Familie, im Freundeskreis vielleicht auch in der Gemeinde.

Dabei bleibt das Vertrauen im Glauben aber weiterhin auch eine Herausforderung, auf die ich täglich neu meinen Blick richten muss.

Es kann mir wie Petrus passieren, dass ich das Vertrauen oder die Quelle meines Vertrauens aus dem Blick verliere, dass ich wieder drohe unterzugehen, in meiner Angst zu versinken.

Dann ist es gut, wenn da jemand an meiner Seite ist, der mir Mut zuspricht, der mir förmlich seine/ihre Hand entgegenstreckt.

In diesen ungewissen Zeiten brauchen wir uns, dass wir einander die Hand reichen, wenn gerade mal wieder die Angst übermächtig zu werden droht.

 

Wenn Sie mehr lesen wollen empfehle ich Ihnen folgende Artikel:

 Prof. Dr. Sabine Demel aus Regensburg, Übers Wasser gehen oder was heißt Gottvertrauen für mich (Mt 14,22 – 33), vom 06.01.2020. www.katholische-hörfunkarbeit.de/?id=2368

Interview mit dem Schweizer Psychiater und Psychotherapeuten Samuel Pfeiffer in der Zeitschrift „Die Tagespost“, „Gottvertrauen im Zeitalter der Angst“, 12.04.2020.

www.die-tagespost.de/politik/aktuell/Gottvertrauen-im-Zeitalter-der-Angst;art315,207071        Angelika Domdey, Dekanatspastoralref

18. Sonntag im Jahreskreis

Die Speisung der 5000 Männer und dazu noch Frauen und Kinder. Heute hören wir diese Erzählung in der Fassung des Matthäusevangeliums.

Vielleicht geht es Ihnen so ähnlich wie mir: Spätestens bei dem Satz „schick sie weg“ läuft der Text schon weiter im Kopf ab. Ja, die meisten von uns kennen die Erzählung von der Speisung der 5000 fast auswendig. Es ist ein beliebtes Evangelium bei Erstkommunionfeiern: „Alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrig gebliebenen Brotstücke ein, zwölf Körbe voll.“

Alle hat Jesus eingeladen -wie die Kommunionkinder und ihre Familien- zu bleiben. Alle hat Jesus eingeladen, Brot und den Fisch zu teilen, das Wenige, was da war und doch reichte es für so viele.

Unrealistisch?! Ein Wunder?!

Wo Jesus ist, da spüren die Menschen etwas von der Fülle des Lebens, die Gott für alle vorgesehen hat.

Und es geht noch weiter: „Gebt ihr ihnen zu essen“ – es ist den Jüngern und Jüngerinnen, allen die Jesus nachfolgen wollen bis in unsere Zeit hinein aufgegeben, so wie er den Menschen zu essen zu geben. Nicht nur bei der sonntäglichen Kommunion gilt es zu teilen. Tagtäglich: Teilen, Brot zum Leben. Da geht es mal, wie im Evangelium, um das Brot an sich, damit die Menschen satt werden, die hungrig sind. Es ist wohl eine nicht enden wollende Katastrophe, dass täglich weltweit Menschen an Hunger sterben müssen. Gerade in diesen Wochen wird die Not weltweit wieder übergroß, verschärft durch die Corona-Krise, auch in Deutschland. Ich bin dankbar, dass es viele Initiativen in Kirchen und in der Gesellschaft gibt, die schlicht Essen verteilen, damit Menschen in unserer direkten Nachbarschaft nicht hungern müssen.

Brot verteilen im Sinne Jesu geht dann noch darüber hinaus.  Es geht um die Verkündigung des Reiches Gottes, um die Speisung in Form von Worten, Worten der Bibel; Worten, die uns von Jesus übermittelt sind. Es geht um Trostworte, Worte der Zuwendung, vor allem der Wertschätzung -gerne auch unterstrichen durch Gesten und Zeichen, die sagen: Dich meine ich, Du bist mir wichtig!

Vielleicht bietet ja gerade die Urlaubszeit die Möglichkeit, wieder einmal aufmerksamer zu sein. Ich nehme mir in den kommenden Tagen vor, genauer hinzuschauen und hinzuhören. Vielleicht erfahre ich so ein bisschen mehr, was ich weitergeben kann an „Brot, das dem Leben dient“.

Doch die Frage, vor die mich dieses Evangelium heute stellt, ist auch: Weiß ich, wonach die Menschen um mich herum hungern? Was ist es, worauf sie von mir warten, wenn es nicht das reale Brot ist? Spüre ich, was die Not der Menschen um mich herum ist?

Und vielleicht nutzen Sie und ich diese Zeit der freien Tage auch, um mal wieder in sich selbst hineinzuhören und zu fragen, was mir gerade zu einem „Leben in Fülle“ fehlt. Wonach sehne ich mich? Gesundheit oder gesund zu bleiben? Menschliche Nähe? Ein Wort, das mein Herz berührt?...

Jesus sagt: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!

Lassen Sie es uns gemeinsam versuchen!

 

Angelika Domdey, Dekanatspastoralreferentin

17. Sonntag im Jahreskreis

Impuls zur ersten Lesung am 17. Sonntag im Jahreskreis

1 Könige 3, 5.7-12

 

Ich möchte Sie mit auf eine gedankliche Reise nehmen.

Stellen Sie sich vor, sie schlafen gerade oder

Sie sitzen an Ihrem Lieblingsplatz bei sich zu Hause oder in der Natur am Wasser, an einer grünen Wiese und Sie haben Ihre Augen geschlossen.

Geben Sie sich ganz Ihren Träumen hin.

In einem dieser Träume hören Sie Gottes Stimme, die sagt:

Sprich eine Bitte aus, die ich Dir gewähren soll!

 

Was wäre spontan (!) Ihre Bitte?

Würden Sie für eine andere Person bitten?

Würden Sie etwas für sich oder gar etwas für die ganze Welt erbitten?

 

Von König Salomo hören wir, dass ihm genau dieses widerfahren ist.

Gott gewährt ihm in einem seiner Träume eine Bitte und Salomo bittet:

Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz,

damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden verstehe.

 

Welch wunderbare und welch weise Bitte!

Salomo erbittet nichts für sich allein, nichts für andere, er bittet aus einem großen Verantwortungsgefühl heraus um ein hörendes Herz.

 

Zur Zeit Salomos galt das Herz als Zentrum, als Mitte des Menschen.

In dieser Mitte fließt alles zusammen, was den Menschen ausmacht: Sein Denken, sein Fühlen und Handeln. In dieser meiner Mitte, im Zentrum meiner Persönlichkeit kann ich hören, aufmerksam sein für mich und die Menschen um mich, denn hier fließt ja alles zusammen, hier kommt alles zusammen.

Hier kann ich zum Wohle meiner Selbst und zum Wohle der anderen entscheiden lernen.

 

Gibt mir ein hörendes Herz, das das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!

Wie wichtig ist dies auch für eine*n jeden von uns!

Wie wichtig ist dies gerade in diesen Wochen der Verunsicherung.

 

Wie soll ich mich entscheiden?

Nehme ich jede neue Möglichkeit sofort an, die sich mir durch die öffentlichen Lockerungen der Regeln bietet oder bin ich eher zurückhaltend?

Wie verhalte ich mich richtig, zu meinem eigenen Schutz und zum Schutz der Menschen um mich herum?

 

Gib mir ein hörendes Herz!

Wie sehr mögen wir dies auch erbitten für alle, die Verantwortung tragen in der weltweiten Politik und in der Medizin, in der sozialen Arbeit und in der Wirtschaft, gerade in diesen Wochen und Monaten ein hörendes Herz zu haben, dass ihre Entscheidungen das Gute für die große Mehrheit der Menschen im Blick behalten.

 

Versuchen wir in allem was uns verunsichert in besonderer Weise auf unser „hörendes Herz“ und auf Gott zu vertrauen, dass unsere Entscheidungen und unser Verhalten nicht nur dem eigenen, sondern dem Leben auch der Menschen um mich herum dienen.

In einem Lied von Peter Strauch heißt es:

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.

Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.

Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.


Sorgen quälen und werden mir zu groß.
Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein?
Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.
Vater, du wirst bei mir sein.

 

Meine Zeit steht in…


Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb
nehmen mich gefangen, jagen mich.
Herr ich rufe: Komm und mach mich frei!
Führe du mich Schritt für Schritt.

 

Vielleicht mögen Sie dies in der kommenden Woche ab und an als Gebet mit in den Tag hineinnehmen, nicht nur für sich selbst sondern für alle Menschen:

Unsere Zeit steht in deinen Händen. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib uns ein festes Herz, mach es fest in dir.

 

Angelika Domdey, Dekanatspastoralreferentin

14. Sonntag im Jahreskreis

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie das heutige Evangelium lesen oder hören: Jesus betet. Jesus preist Gott dafür, dass den Unmündigen seine Offenbarung zu teil wurde. Er spricht davon, dass ihm alles vom „Vater übergeben wurde“ und dass nur der den Vater kennt, dem es „der Sohn offenbaren will“.

In meinen Ohren klingt das überheblich. Warum stellt er sich hier scheinbar so in den Mittelpunkt. Jesus ist doch sonst eher derjenige, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

So richtig erschlossen haben sich mir diese Sätze erst, als ich das Evangelium im Zusammenhang gelesen habe, mit den Versen, die in Kapitel 11 bei Matthäus vorangehen.

Jesus ist sauer! Die Menschen haben schon Johannes in der Wüste predigen gehört und viele sind doch seinem Aufruf zur Umkehr nicht gefolgt. Jesus hat seine sog. Bergpredigt vor den Menschen gehalten und seinerseits zur Änderung der Lebensweise aufgerufen, um Gott zu folgen.

(Matthäus 5 und 6) Er hat Zeichen und Wunder getan, hat Menschen geheilt und Tote erweckt, so zu lesen bei Matthäus in Kapitel 9. Was er aber erleben muss, ist weiterhin Unglauben und Zweifel an seiner Person und seiner Lehre. Gerechtigkeit ist so schwer umzusetzen, wenn es heißt von meinem eigenen Reichtum abzugeben. Frieden stiften ist schwer, wenn ich doch überzeugt davon bin im Recht zu sein. Glauben ist leicht, aber wenn das bedeutet, mich aus meiner Komfortzone hinaus zu begeben, ziehe ich mich doch lieber zurück.

So hat Jesus trotz aller Zeichen und Wunder an vielen Orten nicht den Glauben unter den Menschen gefunden, den er verkündet und selbst in seinen Taten immer wieder vorgelebt hat.

So im Zusammenhang gelesen klingen Jesu Worte nicht mehr überheblich. Sie entspringen wohl eher einer tiefen Verzweiflung, dass schon all die Worte eines Johannes und seine eigenen nur bei wenigen – eben den eher Unmündigen – zu einer Änderung in ihrem Leben und Verhalten führen.

Und gerade denjenigen ruft er noch einmal – wie ich finde sehr einfühlsam - zu: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. …ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“

Ich frage mich: Finden die Menschen das heute bei uns in unseren Gemeinden und Kirchen?

Treten wir so auf, leben wir so, dass Menschen den Eindruck haben, dort kann ich Ruhe finden für meine Seele?

Mahnen uns die zuletzt veröffentlichten Austrittszahlen nicht, einmal genauer hinzuschauen?

Denken wir einen Moment darüber nach, wo wir und wie wir selbst etwas ändern können, damit jemand anderes Ruhe für seine/ihre Seele in meiner Nähe, in meiner Gemeinde, in meiner Kirche finden kann.

….

Ihnen wünsche ich, mögen Sie selbst dann und wann spüren: Jesu Worte erquicken auch mich in meinem Leben und schenken mir Ruhe für meine Seele!

Johannes

An dieser Stelle finden Sie mal wieder ein kleines Video. Aus gegebenem Anlass ist es ein Impuls zum Geburtstag Johannes des Täufers, den wir am 24. Juni in der Kirche gefeiert haben. Es ist der längste Tag des Jahres – Mittsommer - und das ist ganz sicher nicht zufällig so gewählt. Wie so oft in der Verkündigung geht es auch bei diesem Fest um Licht, um das Licht Gottes in der Welt.

12. Sonntag im Jahreskreis

Ach, Herr und Gott, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.

 

So antwortet der junge Jeremia auf Gottes Ruf.

Von ihm, aus dem Buch des Propheten Jeremia, stammen die drei Verse, die an diesem Sonntag für die erste Lesung im Gottesdienst bestimmt sind.

Jeremia wird von Gott im 7. Jahrhundert v. Chr., sehr jung, berufen; in einer Zeit, in der das Nordreich Israel bereits zerstört und das Südreich, Juda, vom Untergang bedroht ist. 587 v. Chr. wird Jerusalem dann erobert, der Tempel zerstört.

Es ist eine Zeit der Auseinandersetzungen unter den Völkern - warum kommt mir das so bekannt vor?!? - und der Bedrohungen. In dieser Zeit beruft Gott Jeremia „über Völker und Reiche; du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und zerstören, aufbauen und einpflanzen.“ (Jer 1, 9b)

Wahrlich nicht gerade ein Auftrag, der besonders attraktiv erscheint, wenn man das so hört. Jeremia klagt das abtrünnige Volk an, er verkündet Unheil. Kein Wunder, dass er mehrfach bedrängt, bedroht und auch eingesperrt wird.

Ziemlich zu Beginn des zweiten Buchdrittels – es gehört mit 52 Kapiteln zu den längsten Prophetenbüchern des AT – stehen die Verse der Lesung: Jeremia 20, 10-13.

Doch welch Qual Jeremia mit dem Auftrag Gottes erlebt, wird eigentlich erst eindrücklich deutlich, wenn man ab Vers 7 liest. Dort steht:

7 Du hast mich betört, o HERR, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich. 8 Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, Gewalt und Unterdrückung! muss ich rufen. Denn das Wort des HERRN bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott.

 9 Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so brannte in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen. Ich mühte mich, es auszuhalten, vermochte es aber nicht.

10 Ich hörte die Verleumdung der Vielen: Grauen ringsum! Zeigt ihn an! Wir wollen ihn anzeigen. Meine nächsten Bekannten warten alle darauf, dass ich stürze: Vielleicht lässt er sich betören, dass wir ihn überwältigen und an ihm Rache nehmen können.

11 Doch der HERR steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und können nicht überwältigen. Sie werden schmählich zuschanden, da sie nichts erreichen, in ewiger, unvergesslicher Schmach. 12 Aber der HERR der Heerscharen prüft den Gerechten, er sieht Nieren und Herz. Ich werde deine Vergeltung an ihnen sehen; denn dir habe ich meinen Rechtsstreit anvertraut. [1] 13 Singt dem HERRN, rühmt den HERRN; denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter. (Einheitsübersetzung 2016)

 

Diese wenigen Verse von 7-13 zeigen in meinen Augen recht gut den Duktus des ganzen Buches. Die Last der Aufgabe, die Gott ihm übertragen hat, unter der Jeremia schwer niedergedrückt wird und doch auch das Feuer seiner Berufung. Es lässt ihn innerlich nicht los und treibt ihn immer weiter. Und letztlich ist es ja auch nicht nur eine Drohbotschaft, sondern auch der Aufruf an das Volk, sich nicht immer weiter von Gott abzuwenden und die Zusage, Gott wird am Ende sein Volk wieder sammeln und segnen.

Marc Chagall hat dies, wie ich finde, in seiner Darstellung des alt gewordenen Jeremia sehr schön eingefangen. Das Foto gibt das Bild wieder aus dem Katalog: Marc Chagall, Bilder zur Bibel, Kunst-Buch-Galerie Traudisch-Schröter, Wiehl 1992.

Die Autoren schreiben zu dem Bild (S.66):

„Mühselig und beladen steht er da, der empfindsame Prophet. Gramgebeugt. Schwer trägt er an der Last seines Amtes: Unheil zu verkünden. Neben ihm ein sanft blickender Esel, oder ist es ein Maultier? Flüchtet Jeremia gemeinsam mit anderen Juden aus dem besetzten Jerusalem nach Ägypten? Über ihm erhebt sich eine violettfarbene Wolke. Violett – Farbe der Trauer und der Buße. Violett, Farbe in der Rot und Blau miteinander ringen. Weist sie auf das Ringen von Jeremia zwischen Wunsch und Berufung, zwischen seinem Anliegen und seinem Auftrag?

Was trägt Jeremia mit sich? Nimmt er die Thorarolle mit auf die Flucht? Die Schrift, die die Erfüllung der Verheißung verspricht, die Trost spendet und Zuversicht weckt?

Das Gesicht des Propheten leuchtet gelb auf in der Finsternis. Gelb – im Chassidismus die Farbe des Messias. Kündet sein strahlendes Gesicht das neue Heilshandeln Gottes an?“

 

Jeremia.

Und ich?

 

Was ist mein Auftrag von Gott in dieser Zeit? Wozu bin ich berufen? Sage ich auch, ich bin doch zu jung? Suche ich Ausflüchte, um nicht offen für meinen Glauben einstehen zu müssen? Oder drückt mich die Last, meinen Auftrag, den ich spüre, und sei er noch so klein, zu erfüllen.

Werfen wir ruhig auch einen Blick, auf all das, was sich gerade so verändert hat in der Welt.

Was drückt mich in diesen so veränderten Zeiten nieder? Welche Last liegt auf meiner Schulter, auf meiner Seele?

Kann ich durch all dies hindurch noch das Licht Gottes, das mir entgegenstrahlt, entdecken? Die Hoffnung auf Zukunft, die Gott uns allen verheißen hat?

Und habe ich noch offene Augen und Ohren, die ganz kleinen Lichtblicke des Alltags wahrzunehmen, die mir auch in diesen Zeiten – vielleicht durch andere Menschen – begegnen? Es liegt an mir, mich selbst dafür immer wieder zu öffnen.

Möge das Licht Gottes – wie in dem Bild von Marc Chagall – in der kommenden Woche sich immer wieder auch in Ihrem Gesicht spiegeln!

Angelika Domdey, Dekanatspastoralreferentin

11. Sonntag im Jahreskreis

Das Evangelium vom 14. Juni (11. So im Jahreskreis) enthält einen Satz, der mir sehr vertraut ist und der mich – auch beim mehrfachen Lesen des Textes – nicht losgelassen hat.

Es ist der erste Satz aus dem Sonntagsevangelium:

„Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen;

Denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“

 

Wow – welch Satz, welch Vergleich! Und zugleich – je öfter ich ihn lese und versuche, ihn in die heutige Zeit hinein zu lesen, lässt er mich mit vielen Fragen nachdenklich zurück.

Ich nehme sie gerne mit auf diese meine Reise in dieses Evangelium!

 

Da sind für mich zunächst wieder einmal die Schafe:

Schafe sind - entgegen der oft abfälligen Bemerkung „dummes Schaf“ - keine dummen Tiere.

Schafe haben zumeist einen eigenen Namen und hören auf den Ruf des Hirten, wenn er ihren Namen ruft.

Zur Zeit der Bibel galten Schafe als wertvolle Tiere. So war und ist der Vergleich mit Menschen auch Ausdruck dafür, dass der Mensch wertvoll für Gott ist. Und wie ein Hirte kennt Gott eine jede und einen jeden mit Namen. Und ER ruft auch eine jede und einen jeden immer wieder bei ihrem/seinem Namen – können wir es hören, wahrnehmen; hören wir darauf?

 

Nun, die Menschen, die in großer Menge immer wieder sich um Jesus sammelten, sie waren wir Schafe, die keinen Hirten hatten.

Menschen ohne Orientierung, die zu müde, zu erschöpft von den Anstrengungen des Lebens waren, dass sie nicht wussten, wo es demnächst Nahrung geben würde, wo der nächste saftige Weide- oder Rastplatz sein würde für ihr Leben.

Von allein würden sie - wie auch Schafe - nicht finden, was sie so dringend benötigten.

Und Jesus hatte Mitleid mit ihnen, so lesen wir, d.h. wörtlich übersetzt: Es dreht ihm das Herz um.

Darum sendet er – wie wir ein paar Verse später erfahren - in seinem Auftrag die Jünger, damit sie allen verkünden mögen, das Himmelreich ist nahe.

 

Die Frage, die mich genau an dieser Stelle packt: Wer, welche Menschen sind es heute, die wie Schafe ohne Hirten*in sich erleben oder die wir so sehen?

Orientierungslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, nicht weiterwissen, etwas, das viele Menschen gerade auch in diesen Monaten der Coronakrise erleben. Kennen ich/ kennen wir sie? Wissen wir, wo sie leben? Sie scharen sich vermutlich eher nicht um uns.

 

Und eine weitere Frage stellt sich mir: Wo bzw. wer bin ich in der Geschichte?

Fühle ich mich immer – kraft Taufe und Firmung – bevollmächtigt, zu den verlorenen Schafen zu gehen und ihnen das Himmelreich zu verkünden?

Oder bin ich nicht selbst oft in der Situation, mich wie ein verlorenes Schaf zu fühlen? Ich suche nach Orientierung, bin müde, ausgelaugt und brauche selbst eine*n Hirten*in an meiner Seite, um wieder zur saftigen Weide in meinem Leben zu finden.

 

Geht es vielleicht gar nicht darum, dass ich immer nur das eine bin?

Einander Hirte*in sein – das spricht mich an. Akzeptieren, dass ich mal Suchende bin und mal die Orientierung Gebende. Mir eingestehen, dass ich nicht immer Hirtin bin, vielleicht auch, dass ich die verlorenen Schafe unserer Gesellschaft gar nicht (persönlich) kenne?

 

Was für mich zutiefst in diesem Bild verwurzelt ist:

Jesus war ganz für die Menschen da – es dreht ihm das Herz um, sie so zu sehen.

Die Jünger waren gesandt, zu den Menschen – ganz für sie dazu sein, Orientierung zu geben, sie taten dies kraft der Beauftragung durch Jesus – ihren Hirten. Und machten auch die Erfahrung, dass sie genau dieser Orientierung und Bestärkung durch Jesus immer wieder selbst auch bedurften.

 

Einander Hirt*in sein!

Das ist unser Auftrag – füreinander da sein: mal als Hirte*in vorangehend, führend, Sicherheit vermittelnd, aber mal bin und darf auch ich Schaf sein, das eine*n Hirten*in braucht, um wieder saftige Weiden zu finden.

Christ*in sein – heißt aufeinander acht zu geben, mal in der einen mal in der anderen Rolle.

Christ*sein heißt als Hirte*in achtsam und fragend unterwegs zu sein: Wo sind die Menschen, die müde und traurig sind, „drehen sie mein Herz“ um, dass ich versuchen kann ihnen Hirtin zu sein…?.

 

Und abschließend noch eine wichtige Erfahrung aus dem Leben einer echten Hirtin, die sich lohnt, auch übertragen gedacht zu werden:

 

„Eine Bereicherung war die Zeit auf der Alp trotzdem. Sie habe sich in dieser Einsamkeit sehr gut kennengelernt, … Sie habe gelernt, dass nicht alles in ihrer Hand liegt. Wenn ein Schaf Pause machen will, dann ruht es, und der Hirte ruht mit ihm. Du kannst noch so sehr erzwingen wollen, noch so sehr weiter drängen. Wenn ein Schaf nicht will, dann will es nicht. Vielleicht sei der Beruf deshalb für viele Menschen ein Traum, vor allem in der heutigen Zeit, wo alles schnell und vergänglich sei. Schafe sind und bleiben das Uhrwerk der Alp. Das Leben ordnet sich ihnen unter. Und die Hirtin gibt ihnen nach.“ (aus: https://www.nzz.ch/schweiz/schaeferausbildung-die-gute-hirtin-ld.83758, Neue Züricher Zeitung 22.05.2016)

 

Einen guten Sonntag und eine gute Woche – mal als Hirte*in, mal als Schaf ????- wünscht Ihnen,

Angelika Domdey, Pastoralreferentin

Pfingsten

Pfingsten ist das Fest, das gesellschaftlich die geringste Rolle spielt und auch von vielen inhaltlich nicht gefüllt werden kann. Für die Christen ist es nicht nur-kurzgefasst gesagt- der „Geburtstag der Kirche“.

Es ist das dynamischste aller Feste. Es führt uns immer wieder vor Augen, das Glauben, Christusnachfolge, Verkündigung etwas mit Bewegung und (Herzens-)Wärme zu tun hat. Die Heilige Geistkraft treibt uns bis heute an, den Glauben im Reden und im Tun weiter zu geben.

Stehen bleiben ist nicht! Zugleich ist es aber auch die Heiligen Geistkraft, in 7 Gaben beschrieben, die uns die Kraft, den Mut…dazu schenkt.

Schauen Sie selbst.

7. Sonntag der Osterzeit

Leben heißt auch Krisen bestehen

Wir haben gerade Christi Himmelfahrt gefeiert. In der Lesung aus der Apostelgeschichte haben wir gehört: …eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, ... da standen zwei Männer … bei ihnen und sagten:. …was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?

Ganz sicher waren sie wie gelähmt in diesem Moment. Erst der Tod Jesu, alle Hoffnung auf Rettung waren damit verloren. Die Begegnungen mit dem Auferstandenen gaben neue Hoffnung, doch dann wurde er später ihren Blicken entzogen – eine erneute Trennung - die Jesus immer wieder in seinen Reden schon angedeutet hatte -, eine erneute Krise, schon wieder eine neue Phase in ihrem Leben, wie soll man das fassen?!

Die Bibel weiß von Beginn an immer wieder von Krisen zu berichten, aber auch davon, wie die Menschen, wie das Volk Gottes durch die Krisen gegangen ist. Das Volk Israel sieht sich letztendlich immer wieder von Jahwe, von ihrem Gott durch alle Krisen ihrer Lebensgeschichte getragen.

Auch Jesus ist gekommen, um den Menschen Gottes Nähe zu verkünden, ihnen zu versichern, Gott trägt euch durch alle Zeiten, durch Freuden und im Schmerz. Im Evangelium von Christi Himmelfahrt hören wir es noch einmal von Jesus: Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Vielleicht ist dies eine Zusage, die auch uns in diesen Tagen Kraft und Mut geben kann.

Jede*r von uns hat persönliche Krisen erlebt und überwunden.  Liebeskummer, Trennung, Verluste, der Tod eines Menschen lösen persönliche Krisen aus. Auch mit Vorahnung erleben wir doch einen Schock. Es ist nichts, wie es war. Nach der Schockstarre durchlebt jede*r verschiedene Phasen der Bewältigung. Momentan betrifft die Krise alle Menschen gleichzeitig in Deutschland, Europa inzwischen weltweit. Mit dem Lockdown kam für alle zur gleichen Zeit der Schock, das Erstarren „nichts ist mehr, wie es war“! Jede*r begann ihren/seinen Eintritt in die Phasen der Verarbeitung. Diese verlaufen nun aber nicht mehr zeitgleich. So wie die Schwere der Krise für jede*n unterschiedlich ist: Jemand in Kurzarbeit, nach Verlust der Arbeit, erlebt sie anders als diejenigen mit mehr Arbeit, wer Kinder im Homeschooling betreut oder ohne Kontakte zu Familie und Freund*innen allein zuhause sitzt. Ob ich voller Zorn bin, den/die Schuldige*n suche oder am Verhandeln bin: „bis dahin noch, dann aber…“ oder mich schon mit den neuen Lebensbedingungen arrangiere, dieses kann jede*r nur für sich sehen und durchleben. Je nach dem werde ich mich von anderen mehr oder weniger verstanden und mit-getragen fühlen.

Vielleicht können Sie gerade das „Licht am Ende des Tunnels“ noch nicht erkennen. Da ist es hilfreich, täglich für einen kleinen Lichtblick zu sorgen: Immer zur gleichen Zeit einen Spaziergang machen, mir gemütlich einen Kaffee/Tee gönnen, mich mit einem Stück Kuchen verwöhnen, ein Buch lesen, in andere Welten abtauchen. Jeden Tag mir etwas Gutes tun, kann mir jede der Phasen etwas erleichtern.

Vielleicht finden Sie Stärkung im täglichen Gebet oder beim Lesen in der Bibel. Vielleicht stärkt Sie auch, was mich trägt, ob ich voller Zuversicht oder deprimiert bin, in Enttäuschung feststecke oder den Schimmer am Horizont ahne:

Gott kennt mich. Er ist vertraut mit all meinen Wegen, ob ich verzweifelt bin oder voller Hoffnung.  Er hat mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke ihm …Ich weiß: Wunderbar sind seine Werke. (Worte aus dem 139. Psalm) Und auch uns, Ihnen und mir gilt die Zusage von Christi Himmelfahrt: Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Gehen wir mit dieser Zuversicht in die neue Woche.

Ihre

Angelika Domdey, Pastoralreferentin Dekanat Bremerhaven

5. Sonntag der Osterzeit

Johannes 14, 1-12

 

Wie schwer ist es doch zu glauben?

 

Schon im Alltag begegnen mir immer wieder Situationen, selbst mit sehr vertrauten Personen, denen ich sage: nein, das kann so nicht sein!

Oder man begegnet mir mit der Reaktion: nein, das stimmt nicht! Obwohl ich sicher weiß, dass es stimmt.

 

Wie schwer also ist es zu glauben – an Gott – zu glauben?

 

Überlegen Sie doch einmal auf einer Skala von 1-10 (10 heißt sehr schwer), wie schwer es ihnen fällt an Gott zu glauben, an sein „Ich bin DA“, daran, dass Jesus als sein Sohn – eins mit dem Vater – in dieser Welt gewesen ist.

Vielleicht verbinden Sie die Frage mit ganz konkreten Situationen. Ich mache die Erfahrung, in unterschiedlichen Lebenssituationen fällt es auch mir mal mehr mal weniger schwer zu glauben.

 

Die Jünger jedenfalls zeigen uns immer wieder: Es ist schwer zu glauben! Nicht nur die Auferstehung Jesu ist kaum zu glauben (siehe zweiter Sonntag der Osterzeit), auch schon vorher, selbst im realen Erleben und Hören seiner Worte ist es schwer Jesus zu glauben.

Zweifel gehören zum Glauben dazu. Glauben an Gott muss immer wieder neu gewonnen, bestärkt, genährt werden. Wie das gehen kann sagt uns Jesus im heutigen Evangelium.

 

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.  .. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch den Vater erkennen.“

Ich bin der Weg, schaut immer wieder auf mein Handeln an- und mit den Menschen, hört auf meine Worte und tut dasselbe auch.

 

Es ist die Wahrheit, von der ich spreche. Ich rede vom wahren Gott, in mir erlebt ihr, wie ihr euch diesen Gott vorstellen könnt. Diesen Gott, der euch zusagt: Ich bin da, diesen Gott, der uns zugesagt hat: „Niemals, so lange die Erde besteht, werden Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht aufhören….  Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.  Und Gott sprach: …. Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.“ (Genesis 8, 22 ff.)

 

Ich bin das Leben – mein Handeln, mein Tun, meine Forderungen rauben nichts von eurem Leben. Ich will euer Leben nicht erschweren oder vernichten. Mein Handeln dient dem Leben, dient deinem Leben. Ich möchte, dass es vielfältig ist wie der Regenbogen ist seiner Farbenvielfalt. Ich will dich aufrichten, dir Mut zu dir selbst schenken; und ich befähige dich anderen davon weiter zu schenken.

So kannst du selber werden zum Weg, zur Wahrheit für die Menschen um dich und beitragen zur Erfahrung eines Lebens in Fülle auch für sie.

4. Sonntag der Osterzeit

Johannes 10, 1-10

 

„…ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

 

Es ist der letzte Satz aus einem Evangelium voller Bilder.

Dieser letzte Satz aber hat es mir angetan. Zum einen ist es für mich ein Satz, der mein Leben, meine Arbeit durchzieht; ein Satz, der mich immer wieder fragen lässt, ob mein Denken und Handeln wohl zum „Leben in Fülle betragen“ kann.

Zum anderen bekommt dieser Satz für mich gerade seine Bedeutung auf dem Hintergrund dieser Zeit des „Lebens mit unterschiedlichsten Einschränkungen“.

 

Leben in Fülle – Vielleicht mögen Sie selber einen kurzen Moment darüber nachdenken, was das für Sie bedeutet. Was ist für Sie „Leben in Fülle“, wie Jesus es verheißen hat.

 

Es gibt vermutlich Menschen, die sagen würden, gerade jetzt vieles vom „Leben in Fülle“ einbüßen zu müssen:

-       Keine Gottesdienste in der Kirche, kein Gruppenleben

-       Kein gewohnter Lebensrhythmus

-       Nicht einkaufen können

-       Kein Café- oder Restaurantbesuch

-       Keine Konzerte

-       Keine Verabredungen mit Freunden, keine Besuche

 

Einschränkungen, wo immer wir auch hinsehen.

Was davon vermisse ich schmerzlich?

Was von all dem gehört für mich zu einem „Leben in Fülle“ unbedingt dazu?

 

Was, wenn „Leben in Fülle“ aber mehr meint?

Was wenn es vor allem heißt, sich dem Anderen zu zuwenden, so wie Jesus es getan hat.

 

Wenn Jesus sagt: „Ich bin die Tür“, dann heißt das für mich, durch IHN „Leben in Fülle“ erlangen zu können schon im jetzigen Leben und nach dem Tode ohnehin, darauf hoffen wir.

Dann heißt das aber auch, seinem Beispiel folgend, aufgefordert zu sein, selber dazu beizutragen, dass andere etwas vom Leben in Fülle – schon jetzt – erfahren können.

 

Wann konnte ich selber in den letzten Tagen dazu beitragen, weil es mir möglich war, jemandem zu zuhören, jemanden anzurufen, der/die wie ich gerade sehr alleine ist oder auch durch praktische Hilfe?

 

Wann habe ich selber auch in diesen Zeiten etwas von „Leben in Fülle“ erfahren dürfen, weil mir jemand zugehört hat, als ich es brauchte, weil mir jemand geholfen hat oder Zeit für mich hatte?

 

Und wenn „Leben in Fülle“ nicht nur ein „nach außen gerichtet“ ist, sondern auch mein inneres Erleben einbezieht,

 

-       ist dann vielleicht jeder Moment der Dankbarkeit – für unterschiedlichste Dinge in meinem Leben – eine Erfahrung dieser Fülle?

-       ist dann der Moment, in dem ich bewusst die Vielfalt der Natur in diesen Tagen erlebt habe, eine solche Erfahrung von Fülle?

-       ist die Erfahrung frei zu sein in vielen Entscheidungen, in Freiheit leben zu können, ist das eine Erfahrung von dem, was Leben in Fülle heißen kann?

 

Zur Fülle des Lebens gehören sicher viele Dinge, auf die wir derzeit schmerzlich verzichten müssen.

Es gehört sicher neben der Freude im Leben auch die Erfahrung von Trauer und Angst und Unsicherheit dazu.

Es gehört aber sicher auch dazu, dass ich in allem, was geschieht, den Menschen neben mir sehen und ihm beistehen kann.

Es gehört dazu, dass ich von anderen gesehen werde, dass Menschen mir beistehen und nicht zuletzt dass Gott, dass Jesus mir zugesagt hat, mich als guter Hirt zu leiten.

 

Und zu guter Letzt:

„Leben ist das mit der Freude und den Farben –

Nicht das mit dem Ärger und dem Grau“

…so sprang es mir dieser Tage von einer Papiertüte in bunten Farben entgegen.

Mir zauberte dieser Satz ein Lächeln in´s Gesicht. Möge es Ihnen auch so gehen!

 

3. Sonntag der Osterzeit

Johannes 21, 1-14

 

Zurück zum Alltag…

…so wünschen es sich viele Menschen – auch Kirchenleute voll Ungeduld in diesen Tagen.

Doch was soll das für ein Alltag sein?

Zurück zu dem, wie er Anfang März war, mit all den Erfahrungen, die wir bis hierher gemacht haben, mit all dem Leid, das Menschen um uns herum bis heute schon erfahren haben – das scheint mir kaum möglich!

Zurück zum Alltag…

…schauen wir auf das heutige Evangelium, so finden wir hier, im Nachtrag zum eigentlich schon abgeschlossenen Johannesevangelium (Kap. 20 Vers 30)  auch so eine Szene aus dem Alltag der Jünger nach Ostern beschrieben.

Die Jünger, hier werden sieben als Gemeinschaft aufgezählt – Zeichen der Fülle, Zeichen des Zusammengeblieben seins - nehmen recht unspektakulär ihren Alltag wieder auf.

„Ich geh` fischen“ – sagt Petrus recht schlicht und ohne jede Euphorie.

Die anderen schließen sich an. Was auch sonst!

Jesus ist nicht mehr leibhaftig bei ihnen, die Erscheinungen des Auferstandenen haben sie erlebt, ja, aber nun…es ist Leere, es ist Alltag. Tun wir also, was wir können, was wir gelernt haben, wir fischen.

Doch kann der Alltag so ganz „normal“ sein, so wie vor all den Erfahrungen mit Jesus?

Zunächst scheinbar schon. Nicht nur der Arbeitsbeginn, auch das Ergebnis ist ziemlich unspektakulär: leere Netze. Ein Fremder taucht auf. Wider jede Vernunft eines erfahrenen Fischers werfen Sie die Netze noch einmal aus und siehe, sie sind zum Bersten voll. 

„Es ist der Herr!“ – also doch kein Alltag zu wie zuvor!

Die Jünger Jesu bleiben auch vom Auferstandenen in ihrem Alltag begleitet. 

In aller Verzagtheit, in aller Routine ist ER da.

In aller Verzagtheit sorgt ER für sie.

Er hilft zum Erfolgt. Er reicht Brot und Fisch, ja sich selbst zur Stärkung.

Da erkennen Sie IHN.

Diese Begegnung mit dem Auferstandenen ist wie ein Aufleuchten vieler Erinnerungen: bei Lukas gewinnt Jesus die ersten Jünger auch nach einer erfolglosen Fangnacht, er lässt erleben was es heißt zu teilen und so Fülle für alle erlebbar zu machen bei der Speisung der 5000, er erinnert an die Gemeinschafterfahrung bei vielen gemeinsamen Mahlzeiten, bis hin zum letzten Abendmahl.

Sie haben alles erlebt, sie haben all seine Worte gehört, doch es ist so schwer zu glauben.

Es ist so schwer zu vertrauen, dass ER da ist.

Wenn ich in diesen Tagen von all den ungeduldigen Rufen nach Wiederaufnahme der Eucharistiefeiern lese, dann frage ich mich schon, wo all unser Vertrauen ist. Gott ist da, bei jeder und jedem Einzelnen von uns in ihrem / seinem Alltag. ER ist da, wo wir beten - allein oder in häuslicher Gemeinschaft; ER ist da, wo wir das Wort Gottes lesen, meditieren, vielleicht auch teilen. ER ist da, wo wir Gottesdienste hören, erleben, mitfeiern im Fernsehen oder Internet; ER ist auch da, wo wir im Moment öfter mal die Andere/den Anderen anrufen aus Sorge füreinander. In all dem ist ER da, das ist uns zugesagt.

Christus ist auferstanden!

Er ist da inmitten dieser Krise und aller Krisen, die wir gerade so gerne verdrängen: die Krise der Kirche (wer spricht noch vom synodalen Weg?), die Klimakrise, die Krise der ungerechten Verteilung der Güter weltweit, der Kinderarmut und -sterblichkeit, …

ER ist da, auch wenn es schwer zu glauben ist, in all den persönlichen Krisen, die sich gerade auftun: Kurzarbeit, Insolvenzen, psychisches Leiden, Einsamkeit, Gewalt….

 

ER ist da. Sind wir an der Seite der Menschen in Gebet und Tat! Vielleicht tragen wir so dazu bei, dass Gott sich durch unser Beten, aber vor allem durch unser Handeln den Menschen in ihrer Krise offenbart.

Braucht es dazu vordringlich die Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste? Ich bin da unsicher!

Jesus sagte auch nicht zu Petrus: Nimm deine Arbeit als Fischer wieder auf, sondern „Weide meine Schafe!“ – sei für die anderen da und sorge für sie! (Joh 21, 17b)

Weißer Sonntag

Halleluja – Christus ist erstanden!
Er ist wahrhaft auferstanden!

Der Friede sei mit euch! Heute am Sonntag nach Ostern hören wir, wie der auferstandene Christus sich den Jüngern zeigt. Und – schon sind sie verschwunden, die ersten Auferstehungszeuginnen. Sie sind verschwunden aus den nachösterlichen Berichten der meisten Evangelien (etwas anders bei Matthäus). Sie sind verschwunden aus den Evangelien der Sonntage nach Ostern.

Nun also die Begegnung mit den Jüngern. Wir sprechen dann schnell vom „ungläubigen Thomas“, als sei das sein Alleinstellungsmerkmal – und tun ihm damit Unrecht. Vielleicht heißt es in der revidierten Bibelübersetzung von 2016 über diesen Versen im Johannesevangelium deshalb auch: Eine weitere Erscheinung Jesu und der GLAUBE des Thomas. Dass Christus wahrhaft auferstanden ist, dass er lebt, dass er seinen Jünger*innen begegnet, das hat nicht nur Thomas nicht glauben können. Es lohnt sich zum Einen dazu mal diese Perikopen in den ersten drei Evangelien anzusehen: “einige aber hatten Zweifel, (Matthäus 28,17) „sie glaubten ihnen nicht“ (Markus 16, 11/13), sie hielten das Gerede der Frauen für Geschwätz (Lukas 24, 11). Zum Anderen schauen wir bei Johannes einmal sehr genau hin, dann steht dort zwar, dass Thomas, der bei der ersten Erscheinung des Auferstandenen nicht dabei gewesen war, sagte: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meine Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seit lege, glaube ich nicht. Das macht ihn aber nicht ungläubiger als die anderen, denn auch den anderen zeigt Jesus seine Hände und seine Seite – da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. (in der Begegnung vorher Vers 20)

Keiner der Jünger glaubt also, dass Jesus auferstanden ist und lebt, nur weil es ihm erzählt wurde! Sie alle brauchen einen sichtbaren Beweis und das obwohl sie ihn begleitet haben, ihn gehört und sein Handeln erlebt haben! Und wir? Und ich? Glaube ich fest daran, dass Christus auferstanden ist und lebt – bis heute – mitten unter uns – auch an meiner Seite? Was lässt mich darin sicher sein? Habe ich vielleicht in meinem Leben, wenn ich schon keinen sichtbaren Beweis habe, doch eine Erfahrung gemacht, die mich so fest im Glauben sein lässt? Kenne ich Zweifel und lasse sie zu? Und vor allem: Lässt sich dann nicht auch gut nachvollziehen, warum es heute so vielen Menschen schwer fällt, an die Auferstehung Jesu und damit auch an die eigene Auferstehung zu glauben? Ich finde alle Zweifler sind in guter Gesellschaft mit den Jüngern, den engsten Begleitern Jesu von vor über 2000 Jahren. Vielleicht gelingt es (uns) den Glaubenden ja, so barmherzig mit ihnen umzugehen, wie Jesus es mit seinen Jüngern damals tat. Und all jenen, die fest an die Auferstehung glauben gilt das, was Jesus denen aufgetragen hat, denen er damals als erstes erschienen ist: Geht hin und verkündet ich habe den Herrn gesehen, erzählt den Menschen, was ihr im Glauben erfahren und erkannt habt, seid Zeugen seiner Auferstehung, verkündet es in aller Welt. Halleluja – Christus ist wahrhaft auferstanden. Er lebt mitten unter uns! Der Friede sei mit dir! Der 2. Sonntag nach Ostern ist der „Sonntag der Barmherzigkeit“ Gott hat sich dem Mose gegenüber als ein barmherziger offenbart. Jesus hat Barmherzigkeit nicht nur gefordert sondern auch gelebt. „Barmherzig sein“ ist eine Charaktereigenschaft. Es heißt, sein Herz für die Not der Anderen zu öffnen und zu handeln. Beten wir darum heute in besonderer Weise für alle, die barmherzig handeln…

- an Kranken und Sterbenden, die in diesen Wochen ohne Angehörige sein müssen - in den sozialen Wohngruppen, den Heimen für psychisch Kranke und alte Menschen und versuchen, für Unterbrechungen im Alltag zu sorgen

- als Berater*innen, Therapeut*innen und Seelsorger*innen am Telefon

- und Tüten packen für die Menschen auf den Strassen

- weil sie als junge Menschen spontan die gefährdeten Älteren bei den Ausgaben der Tafeln einspringen - indem sie auch für unbekannte Menschen die Einkäufe erledigen und ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben

- in der Politik, weil sie sich um Gelder, Schutzschirme und Strategien der Entspannung für alle bemühen

… und beten wir für uns selbst, dass unser Herz nicht verhärten möge, dass wir unser Herz für die Not – wenn auch nur eines anderen Menschen – öffnen und handeln. Amen

Gedanken zum Ostersonntag

Gedanken zum Ostersonntag

Der Anfang von Kapitel 26 im Matthäusevangelium – ich sprach im letzten Impuls davon - führt mich direkt zu dem Impuls zum Osterfest.

„Ostern ist das Fest der Frauen,“

so schreibt die Dominikanerin Sr. Maria Cordis Feuerstein in dem Buch „bleiben.erheben.wandeln – Frauen machen Kirche“, welches ich Anfang des Jahres vom FrauenTeam geschenkt bekam. Eine Frau salbt Jesus in inniger Berührung für sein Begräbnis (Matthäus 26), Maria steht mit einer anderen Frau und dem Lieblingsjünger unter dem Kreuz, Frauen gehen am frühen Morgen zum Grab, eigentlich um Jesu Leichnam zu salben, ihm einen letzten Liebesdienst zu erweisen und….

Und werden so zu den ersten Zeuginnen der Auferstehung und zu Botinnen der Auferstehung! Sie bekommen den Auftrag, diese „Botschaft vom Leben“ den Jüngern (und Jüngerinnen) weiter zu geben! Von der Bedeutung der Frauen von Beginn an erzählt uns auch das Bild „Acht Frauen“.

Die Künstlerin Corinne Güdemann hat es 2019 für die Kirche St. Stephan in Therwil (CH) geschaffen. Es beeindruckt und freut mich sehr, dass ein solches Kunstwerk extra für eine Kirche geschaffen wurde. Darum möchte ich Ihnen als Impuls zu Ostern dieses Bild und die Erläuterungen von Patrick Scherrer dazu sehr ans Herz legen.

(Quelle: www.bildimpuls.de)

Gebet für diese Tage

Guter Gott – so will ich beten
doch bist du gut in diesen Tagen?
Ein Sturm weht durch die gesamte Welt.
Ein Sturm, der alles durcheinander wirbelt.

Es gibt die, die bis zur Erschöpfung arbeiten,
diejenigen, die Menschen versorgen mit Medizin,
mit sozialer Betreuung in Wohngruppen und Heimen,
mit dem Alltäglichen von Lebensmitteln, bis über Post und Müllentsorgung.

Keine und keiner davon kann ins homeoffice gehen,
vielleicht bleibt nicht einmal Zeit für einen privaten Blick ins Netz.

Es gibt die anderen, die förmlich in Sorgen ersticken,
Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer,
alle die in Kurzarbeit gehen mussten,
alle, die schon jetzt ahnen, dass sie am Ende arbeitslos sein werden.

Ein Sturm fegt durch die gesamte Welt, o Gott.
Ein Sturm der alles durcheinander wirbelt.

Siehe DU auf all die Familien, die alleinerziehenden Mütter und Väter.
Siehe auf alle in beengten Wohnungen, auf alle, deren Geduld mit den Kindern
mit dem Partner/der Partnerin viel zu schnell am Ende ist.
Siehe auf alle, deren Ausweg nur noch in Gewalt zu liegen scheint.

Lass UNS sehen, was dieser Sturm aber auch frei legt,
die Hilfsbereitschaft, die Sorge der Lehrer*innen und Erzieher*innen
für die ihnen anvertrauten Familien und Kinder.

Lass uns sehen, was dieser Sturm freilegt,
an unzähligen Formen soziale Kontakte jetzt erst recht zu pflegen,
über Telefon und Post und über all die neuen Medien,
die wir deinen Gaben und dem Forschergeist von Menschen zu verdanken haben.

Lass uns sehen, was dieser Sturm freilegt - nicht erst zuletzt –
lass uns sehen,
das, was aufblüht jeden Tag,
weil DU es geschaffen hast
über alle Zeiten hinweg, durch alle Zeiten hindurch.

Jede Knospe jede zarte Blüte dieses Frühlings will entdeckt werden,
will entdeckt werden von uns.
will entdeckt werden als Zeichen der Hoffnung –
nach jedem Tod
dürfen wir
auf Auferstehung
hoffen.

Amen

Angelika Domdey, Pastoralreferentin
Dekanat Bremerhaven, Frauenseelsorge&Erwachsenebildung